Die Soziologin Joëlle Zimmerli begleitet die Entwicklung des Zwhatt-Areals für Pensimo. Im Interview erklärt sie, wie man ein Quartier lebendig macht und wie die Erkenntnisse aus der Wohnstudie von gfs.bern in die Planung einfliessen.
1/2 Sieht Zwhatt als «ehrliches» Quartier: Soziologin Joëlle Zimmerli macht sich Gedanken über das Wohnen in der Agglo.
Joëlle Zimmerli, welche Aussagen und Erkenntnisse aus der Wohnstudie von Pensimo haben Sie am meisten überrascht?
Am meisten überrascht hat mich, dass sich viele Befragte aus Regensdorf vorstellen können, in Zukunft einmal im Zwhatt-Areal zu wohnen. Das ist eine Bestätigung, dass die modernen und vielfältigen Wohnformen, die für Zwhatt entwickelt werden, gefragt sind und in die richtige Richtung gehen.
Zwhatt will ein lebendiges und lebenswertes Quartier sein, das ländliche und urbane Vorteile kombiniert. Was muss ein solches Quartier bieten, um den Kriterien tatsächlich gerecht zu werden?
Der Wohnungsmix und damit die Durchmischung von Bevölkerungsschichten und Generationen trägt einen wichtigen Teil dazu bei, ebenso ein angemessenes Dienstleistungs- und Freizeitangebot, damit es nicht «tötelig» wird. Es braucht viel Grün, Bäume, Durchlässigkeit und Luftigkeit, Nischen, die noch unbestimmt sind. Ein solches Quartier soll ehrlich sein und einen bunten «Agglo-Charakter» haben.
«Ein lebendiges und lebenswertes Quartier braucht viel Grün, Bäume, Durchlässigkeit und Luftigkeit, Nischen, die noch unbestimmt sind.»
Wie wichtig sind die Umgebung und Zusatzangebote wie Sauna, Gästezimmer oder Siedlungscoach?
Die Umgebung schafft Möglichkeiten für den Aufenthalt, Treffpunkte, an denen verweilt oder gespielt werden kann. Zusatzangebote bieten Komfort im Alltag, ein Siedlungscoach kann nachbarschaftliche Kontakte stärken. Aber auch eine gut erreichbare Bewirtschaftung ist wichtig: sie trägt dazu bei, dass Mieter:innen sich gut behandelt und informiert fühlen.
Die Agglo geniesst einen zweifelhaften Ruf. Dabei sind es gerade Kriterien, die die Agglo – und damit Regensdorf und Zwhatt – zu bieten hat, die laut der Umfrage zu Wohnzufriedenheit führen. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch?
Die Agglo ist undefiniert, im Gegensatz zum Dorf, das kulturell eine lange Tradition hat oder die Stadt, die als Siedlungsraum stark definiert ist. Die Agglo geniesst vor allem in Fachkreisen einen schlechten Ruf, weil sie häufig unspezifisch – dadurch aber eben auch sehr menschlich ist. Das Undefinierte passt zwar nicht ins Bild der aufgeräumten und kontrollierten Siedlungsentwicklung, bietet aber den Menschen viel Freiraum zur Aneignung.
«Die Bevölkerung aus den neuen Quartieren muss in das Gemeindeleben integriert werden, es braucht ein gemeinsames Verständnis der Gemeindeidentität.»
Welchen Nutzen ziehen Sie aus der Studie für Ihre tägliche Arbeit?
Ich habe einmal mehr viel über die Wohnbedürfnisse und Prioritäten der Menschen erfahren. Welche Angebote im Wohnumfeld wichtig sind, welche Art von Nachbarschaft bevorzugt wird oder wie Wohnungen ausgestattet sein sollen. Eine Mehrheit sieht die Wohnung als Rückzugsort – das lässt sich bereits in der Planung und der Entwicklung von Wohnsiedlungen berücksichtigen, indem etwa für Privatsphäre gesorgt wird.
Auch bei der Weiterentwicklung von Zwhatt?
Hier helfen uns speziell die Antworten der Regensdorfer:innen, um im Studienauftrag für die nächste Etappe die Projektvorschläge der Architekten besser einzuordnen.
Was heisst das ganz konkret?
Hier geht es ganz konkret um die Ausstattung der Aussenräume und Wohnungen. Eine wichtige Zielgruppe für das Baufeld, das aktuell entwickelt wird, sind Familien. Sie brauchen funktionale Wohnungen, wünschen sich Angebote wie Spielwiesen oder Gärten. Andererseits erhalten wir Hinweise darauf, wie die Regensdorfer:innen die Arealentwicklung in die gesamte Gemeindeentwicklung einordnen und wo ihnen der Schuh drückt. Wir wollen ja, dass Zwhatt ein offenes Quartier und Teil des Dorflebens von Regensdorf wird.
Die Umfrage zeigt eine gewisse Skepsis der Regensdorfer gegenüber der Entwicklung auf dem Zwhatt-Areal. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Die Umfrage zeigt vor allem ein Spannungsfeld. Die Regensdorfer:innen haben im Grundsatz eine positive Einstellung zum Areal und ein erheblicher Anteil von ihnen kann sich vorstellen dort zu wohnen, Dienstleistungen zu beanspruchen oder dort die Freizeit zu verbringen. Gleichzeitig ächzt die Bevölkerung – wie an vielen Orten – unter dem schnellen Bevölkerungswachstum.
Was heisst das für Regensdorf?
Das schnelle Wachstum, das auf zwei unterschiedlichen Seiten der Gleise stattfindet, führt zu Integrationsfragen: Die Bevölkerung aus den neuen Quartieren muss in das Gemeindeleben integriert werden, es braucht ein gemeinsames Verständnis der Gemeindeidentität. Nur so gelingt es, dass die Bevölkerungsentwicklung als selbstverständlich und nicht als «unkontrollierte Dampfwalze» empfunden wird.
Was trägt Zwhatt dazu bei?
Zwhatt begreift sich als neuer Stadtbaustein von Regensdorf und schafft Angebote nicht nur für seine Bewohner:innen, sondern für alle Regensdorfer:innen.
Zur Person
Joëlle Zimmerli ist Soziologin und Inhaberin des Beratungsunternehmens Zimraum. Sie untersucht, wie Räume genutzt werden und schafft Gestaltungsgrundlagen, damit erwünschte Nutzungsformen entstehen. Zimmerli berät die Pensimo Management AG bei der Gestaltung von Zwhatt und begleitete in dieser Funktion auch die Wohnstudie.
Interview: Nicola Brusa
Bilder: Désirée Good
Hallo! Ich bin der Websiteassistent für die Zwhatt-Website. Hast du Fragen? Ich helfe dir gerne weiter.
Ich werde versuchen, deine Fragen schnell und korrekt zu beantworten. Es kann jedoch vorkommen, dass ich mich irre. Die Informationen auf der Webseite von Zwhatt sind verbindlich.